Broncia Koller-Pinell – Eine Künstlerin und ihr Netzwerk

Broncia Koller-Pinell (1863–1934) war wie kaum eine andere Künstlerin der Wiener Moderne im internationalen Ausstellungsbetrieb präsent. Bereits mit 27 Jahren zeigte sie Bilder im Wiener Künstlerhaus. Ihre größten Erfolge feierte sie in der von Gustav Klimt gegründeten Kunstschaugruppe. Das Belvedere widmet Broncia Koller-Pinell 2024 eine Ausstellung, in der nicht nur Hauptwerke zu sehen sein werden, sondern auch gezielt auf die Netzwerke der Malerin und ihre Aktivitäten in der Kunstförderung eingegangen wird. Mithilfe der Einbeziehung des künstlerischen Umfelds von Broncia Koller-Pinell lässt sich ihre stilistische Entwicklung von der Münchner Schule des späten 19. Jahrhunderts über den Impressionismus bis zu den neusachlichen Tendenzen der 1920er-Jahre nachvollziehen. Wechselwirkungen und Einflüsse werden anhand von Gemälden und Grafiken von Künstler:innen wie Robin Christian Andersen, Anton Faistauer, Albert Paris Gütersloh, Karl Hofer, Koller-Pinells Tochter Silvia Koller, Koloman Moser, Egon Schiele, Heinrich Schröder und Franz von Zülow dargestellt. Auch die Rolle als Mäzen:innen, die Broncia Koller-Pinell und ihr Mann Hugo Koller einnahmen, wird hier thematisiert.

Kuratiert von Katharina Lovecky und Alexander Klee.

Biografie

Die aus einer jüdischen Familie stammende Broncia (Bronislawa) Pineles (1863–1934) verbringt gemeinsam mit ihren vier Geschwistern ihre ersten Lebensjahre in Sanok am San in Galizien (heute: Polen). Sie ist das zweitjüngste Kind von Klara, Tochter eines Gutsbesitzers, und Saul Pineles, einem Bauunternehmer und später Fabriksbesitzer. 1873 verlegt die Familie ihren Lebensmittelpunkt nach Wien. Mit 18 Jahren beginnt Broncia Pineles ihre künstlerische Ausbildung. 1888 zieht sie nach München, um dort an der Damenakademie bei Ludwig Herterich zu studieren. Unter dem Einfluss der Münchner Impressionisten wie Fritz von Uhde findet die Künstlerin zu einer tonigen, offenen Malweise, die ihre ersten Werke prägen wird. 1890 kehrt Broncia, die sich seit Beginn ihrer Ausbildung Pinell nennt, nach Wien zurück und nimmt regelmäßig an Ausstellungen im Wiener Künstlerhaus und im Münchner Glaspalast teil. 1893 stellt sie auf der Weltausstellung in Chicago aus. 

1896 heiratet die Künstlerin den Physiker und ausgebildeten Mediziner Hugo Koller, den sie im Freundeskreis um die Frauenrechtlerin und Künstlerin Rosa Mayreder kennengelernt hat. Die berufliche Tätigkeit ihres Ehemannes bringt Umzüge nach Hallein und Nürnberg mit sich. Schließlich lässt sich das Paar 1902 dauerhaft in Wien nieder. Strömungen der Wiener Moderne greift Broncia Koller-Pinell nun bereitwillig auf: Die dunkle Münchner Farbigkeit weicht der hellen und trockenen Malweise und den flächigen Kompositionen der Secessionskünstler. 1908 stellt sie in der von Gustav Klimt und Josef Hoffmann organisierten Kunstschau aus. Sie wird der Gruppierung bis in die 1930er-Jahre verbunden bleiben. Aufgrund ihrer finanziellen Mittel ist es ihr möglich, das Motto der Kunstschaugruppepraktisch umzusetzen: „Die Kunst sollte das Leben durchdringen.“ So ist sie nicht nur Kundin der Wiener Werkstätte, sie lässt auch ihre Wiener Wohnungen sowie ihr Anwesen in Oberwaltersdorf von Koloman Moser und Josef Hoffmann ausstatten. 

Eine besonders enge Verbindung besteht zwischen der Künstlerin und dem aus Krefeld stammenden Maler Heinrich Schröder, mit dem sie sich ab 1906 das Atelier teilt. Zu Egon Schiele baut Broncia Koller-Pinell 1918 eine – aufgrund von Schieles Tod nur kurz währende – Freundschaft auf. An der Gründung der Neuen Secession Wien und des Sonderbunds ist Koller-Pinell aktiv beteiligt. Gemeinsam mit Künstlern wie Anton Faistauer, Robin Christian Andersen und Albert Paris Gütersloh stellt Broncia Koller-Pinell 1919 bei der Salzburger Gruppe Wassermann aus. Ihre künstlerische Wandlungsfähigkeit stellt sie bis ins hohe Alter unter Beweis. Silvia Kollers Studium bei Carl Hofer führt zu einem künstlerischen Austausch und weckt auch in Broncia Koller-Pinell Interesse an der Richtung der Neuen Sachlichkeit.

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