Christa Jeitner – Beim Eigentlichen ankommen

Während in den jüngsten Ausstellungen des BLMK die textilen Collagen der Brandenburger Künstlerin in den Blick genommen wurden, steht in dieser Kabinettausstellung ihr zeichnerisches Œuvre der 1950er bis 1980er Jahre im Fokus.

Die Linie und alle sich daraus ergebenden grafischen Spielarten prägen gattungsübergreifend Christa Jeitners  (geb. 1935 Berlin) gesamte künstlerische Entwicklung. Die in der Nachkriegszeit entstandenen freien Blätter und Zyklen beeindrucken durch ihren formal reduzierten Zeichengestus, der das Essentielle eines Gegenstands, das Eigentliche, pointiert begreift. So gelingt es Christa Jeitner in den kleinformatigen Stift- und Federzeichnungen, Gesten, Körperhaltungen und Gesichtszügen mithilfe weniger, oft fragil erscheinender Linien eine bemerkenswerte Ausdruckskraft zu verleihen. Ähnlich zurückgenommen ist der Strich ihrer Architekturen, wobei sie diese nahezu anatomisch in ihre wesentlichen Bestandteile (de)konstruiert, bis nur noch ein skelettartiges Gerüst übrig bleibt.

Anregungen für ihre Arbeit erhält die Künstlerin etwa durch Theaterbesuche, Reisen durch deutsche Städte und Landschaften und durch literarische Erzählungen und Gedichte von Jean Giono, Johannes Bobrowski, Christian Morgenstern und Wladimir Majakowski. Nach einer mehrjährigen Unterbrechung des Zeichnens findet Jeitner mit dem sich im Abriss befindenden Altstadtkern von Bernau in den 1980er Jahren eine neue Aufgabe. Die Vergegenwärtigung des zukünftig Abwesenden erfasst sie beinahe dokumentarisch und mit rascher, expressiver Linienführung. Die näherkommenden Bagger und Kräne treiben sie an. Jeitner richtet den Blick auf Ruinen und Relikte, die in ihrer einstigen Gestalt so selbstverständlich die (Stadt-)Landschaft und das Leben der Menschen prägten.

»Das Eigentliche bleibt das Wahrgenommene, das als erfahrene Wahrheit sichtbar gemacht werden will.«, so Jeitners Auftrag an sich selbst. Die erfahrene Wahrheit aber kann nur ihre ganz persönliche sein. Für die Künstlerin heißt »Beim Eigentlichen ankommen« demnach auch, bei sich selbst anzukommen. Ihre Werkzeuge sind Stift und Feder, ihr Thema das Gesehene und Erlebte.

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