Motive

Kunst von Inhaftierten + Geschichte der Frauenkriminalität

Die Werke aus der Justizvollzugsanstalt für Frauen Vechta entstanden 2020/2021 im Atelier für künstlerische und kunsttherapeutische Intervention unter der Leitung von Teréz Fóthy. Ziel ist es, die Schwierigkeiten der Frauen zu erkennen, sie anzuerkennen und ihnen durch das Malen einen Wandlungsprozess nachhaltig sichtbar, klärend und erfahrbar zu machen. Gefühle und Handlungen werden wahrgenommen und dann um ein NEUES Verhalten und Erleben erweitert. 

Die Teilnehmerinnen erarbeiten sich ein neues Selbstbewusstsein. Das künstlerische Gestalten löst die Teilnehmerinnen aus ihrem »Eingeengt-Sein«, ihrer festgeschriebenen Rolle heraus und führt sie mit Hilfe alternativer Lösungsvorschläge zu einer neuen Weltsicht. Bei den Arbeiten handelt es sich teilweise um die »Übermalung« bzw. »Überschreibung« des oftmals voyeuristischen Männerblicks auf die Rolle der Frau.

Mit sehr persönlichen Neufassungen bekannter Gemälde wie »Phryne vor den Richtern« von J.L. Gérômes, »Susanna im Bade« von Corinth, »Frühstück im Grünen« von Manet oder dem »Ursprung der Welt« von Courbet sind neue Interpretationen aus der Frauenperspektive entstanden. Mit dem Übermalen lösen sich die Malenden aus einengenden Verhaltensmustern und erarbeiten sich alternative Handlungsstrategien.

Im historischen Teil werden Einblicke in die Frauenkriminalität gezeigt. Ausgehend von der Frage, ob es frauentypische Delikte gibt, geht es darum, welches abweichende Verhalten zu welchen Zeiten vor Gericht kommt. Gewalt- und Eigentumsdelikte galten immer als Verbrechen, Sittlichkeitsdelikte in bestimmten Epochen. Wie kam es, dass Schicksale als ledige Mutter oder als Prostituierte kriminalisiert wurden?

Frauen wurden in früheren Jahrhunderten nicht von der Justiz geschont. Kindsmörderinnen und Frauen, die als Männer auftraten und eine Frau heirateten, wurden in früheren Jahrhunderten zur Abschreckung hingerichtet. Später rückte die Vermeidung von Verbrechen in den Fokus der Justiz. Biologistische Argumente rund um die unzurechnungsfähige weibliche Psyche mochten Strafen mildern, stärkten aber ein Frauenbild, das auf weiblicher Schwäche basierte.

Über Jahrhunderte kamen Ehrenstrafen am häufigsten vor. Frauengefängnisse wurden erst im Laufe des 19. Jahrhunderts errichtet. Dort sollten die verurteilten Frauen »gebessert« werden, indem sie diszipliniertes Arbeiten lernten. Im modernen Strafvollzug ist die soziale Integration in ein straffreies gesellschaftliches Leben das oberste Ziel.

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