Mythos Spanien. Ignacio Zuloaga (1870–1945)

Das Bucerius Kunst Forum feiert mit der Ausstellung Mythos Spanien. Ignacio Zuloaga (1870-1945) die große Wiederentdeckung eines Künstlers, dessen Bilder bis heute die Identität Spaniens verkörpern. Die in Kooperation mit der Kunsthalle München entwickelte Schau ist die erste umfassende Retrospektive des spanischen Malers in Deutschland.

Zuloaga, zu seinen Lebzeiten internationaler Star der Kunstszene, prägte wie kaum ein anderer das Bild Spaniens um 1900. Viele Bilder verkörpern die Identität Spaniens noch heute für uns. In seinen großformatigen Gemälden zeigt er Toreros und Flamencotänzerinnen, aber auch das einfache Leben auf dem Land. Daneben schuf er zahlreiche ausdrucksstarke Porträts bekannter Persönlichkeiten aus Kultur und Politik. Seine Interpretationen von Einsiedlern in weiten, kargen, teilweise mystisch anmutenden Landschaften erinnern an das künstlerische Erbe von Francisco de Goya, El Greco und Diego Velázquez. In Zeiten der Industrialisierung und Orientierung Spaniens an der europäischen Moderne wollte der Künstler die »spanische Seele« bewahren und stellte die Frage nach der Identität des Landes: Tradition oder Moderne, Besinnung auf das Eigene oder Öffnung gegenüber Europa? Fragen, die noch heute aktuell sind.

Die umfassende Retrospektive präsentiert rund 80 Gemälde des großen spanischen Malers aus dem Zeitraum von 1890 bis 1941 und lädt dazu ein, die Vielschichtigkeit seines Œuvres neu zu entdecken.

1870 in Eibar im Baskenland als Sohn eines renommierten Kunstschmieds geboren, verbrachte Zuloaga seine künstlerischen Anfänge in Paris. In Café- und Straßenszenen sowie ersten Porträts wird seine Inspiration durch die internationale Kunstszene deutlich. Er war befreundet mit Kunst-, Literatur- und Musikschaffenden und bestens vernetzt in der kosmopolitischen High Society. So teilte er sich ein Atelier mit Paul Gauguin, war befreundet mit Auguste Rodin und reiste mit Maurice Ravel. Mitte der 1890er Jahre siedelte er nach Sevilla um, wo er eigene Erfahrungen als Torero sammelte und sich bevorzugt in der Gemeinschaft der Gitanos, der spanischen Roma, bewegte. Nach seinem Umzug 1898 in die spanische Stadt Segovia setzte seine wichtigste Schaffensphase ein, in der er den Fokus auf die Darstellung der rauen Landschaft sowie ihrer archetypischen Bewohner:innen legte. Zuloaga fokussierte dabei auf Figuren, die seiner Ansicht nach das „wahre« Spanien verkörperten. An seiner Sichtweise auf das Land entzündeten sich heftige Debatten unter seinen Zeitgenossen. Viele kritisierten sie als unpatriotisch und vom Ausland geformt. In Deutschland hingegen waren seine Werke zu seinen Lebzeiten in zahlreichen Ausstellungen vertreten und wurden von Künstler:innen und Schriftsteller:innen rezipiert: So ließen sich Rainer Maria Rilke, August Macke, Paul Klee oder Paula Modersohn-Becker von seinen Gemälden inspirieren. Man glaubte in seiner Malerei das »echte«, »wirkliche« Spanien zu finden. In den späten Lebensjahren Zuloagas fand er beim spanischen Diktator Franco große Anerkennung und ließ sich für Propagandazwecke instrumentalisieren.

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