Walde Huth.Material und Mode

Mit Tex­tilien und Stof­fen be­fasste sich Walde Huth (1923–2011) ihr ganzes Fo­to­grafin­nen­leben lang. Ange­fan­gen u.a. mit Aufträ­gen für die Samt­fab­rik Gottlieb Ott Sohn in den frühen 1950er Jahren ge­lang ihr der Sprung zur Mod­e­fo­to­grafin von in­ter­na­tio­nalen De­sign­ern des »New Look« wie Chris­tian Dior oder Jac­ques Fath.

Drei Jahre lang, 1953 bis 1956, reiste sie nach Paris, Flo­renz und Rom und fo­to­gra­fierte die neusten Kollek­tio­nen für deutsche Mag­azine. Ihre Mod­elle waren die Star­man­ne­quins ihr­er Zeit; posieren ließ sie sie sel­ten in lux­u­riösen Kulis­sen, statt­dessen aber in der Stadt, umgeben von Pas­san­ten. »Ich habe das nicht nötig ge­habt, diese Rück­bezüge von der Örtlichkeit«, sagte sie später, wenn sie Abend­k­lei­der eben nicht in der Op­er oder in einem Ball­saal fo­to­gra­fierte. »Ich habe es lin­ear ge­se­hen, von der Form her, von der Ges­tal­tung her, der Robe.« Auch wollte sie weg vom süßen Kitsch der dauer­lächel­n­den Mod­elle. Ihre Bilder sind de­shalb sorgfältig kom­poniert, die Frauen da­rauf wirken selb­st­be­wusst, die Klei­dung wird zur Form, ko­r­re­spondierend zur Ar­chitek­tur der Stadt. Das gilt auch für Walde Huths Ny­lon­wäsche- und Tep­pich­wer­bung in den 1960er Jahren als sie mit ihrem Mann, dem Fo­to­grafen Karl Hu­go Sch­mölz, in Köln das Un­terneh­men sch­mölz + huth ge­grün­det hatte. Ihr von Hans Schilling ge­bautes Wohn- und Ate­lier­haus Am Süd­park in Köln-Marien­burg lässt noch heute die Moder­nität der bei­den er­ah­nen.

Ab den 1970er Jahren ent­ste­hen dann mehr und mehr ab­s­trakte, kün­st­lerische Fo­to­gra­fien und Su­per-8-Filme wie die von Gar­di­nen im Wind, betitelt »100 ungeschriebene Briefe. Fo­to­gra­fische Mo­d­u­la­tio­nen«. Neben den Stof­fen spielen zwei weitere Kom­po­nen­ten in ihren Bildern von An­fang an eine wichtige Rolle: das Licht und die Wahl des Fo­to­ma­te­rials – mal Farbe, mal Sch­warzweiß. Er­fahrun­gen in der Farb­fo­to­gra­fie hatte Walde Huth schon früh ge­sam­melt, näm­lich durch ihre Ar­beit in der Ag­fa Foto­fab­rik in Wolfen 1943 bis 1945, wo sie et­wa die Qual­ität der neuen Ag­fa­col­or­filme prüfte.

Klar ist, wir wis­sen noch viel zu wenig über Walde Huth und ihr Werk. Diese Präsen­ta­tion ist darum eine An­näherung, eine Sicht­bar­machung und ge­nau­so eine Ein­la­dung, Erin­nerun­gen und Wis­sen zu teilen, Forschun­gen aufzuneh­men zu Kont­i­nu­itäten und Brüchen zwischen ihren er­sten Jahren als Fo­to­grafin für Ag­fa und ihr­er Kar­riere im Deutsch­land der Wirtschaftswun­der­jahre. An­läss­lich ihres hun­dert­sten Ge­burt­s­tags gibt das Mu­se­um Lud­wig Ein­blick in seine seit 2017 um­fan­greich er­weit­erten Walde Huth Bestände.

Ku­ra­torin: Miri­am Szwast

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